Droht nach dem amtlich angeordneten Rückruf für den Porsche Cayenne Diesel dem VW Touareg nun gleiche Schicksal? Es könnte zumindest so weit kommen. Denn auch im VW Touareg mit dem 3-Liter-Dieselmotor hat das Kraftfahrt-Bundesamt eine Abschalteinrichtung entdeckt, die bei der Typgenehmigung nicht angegeben wurde. Damit steckt der Touareg tief im Abgasskandal, auch wenn der VW-Skandal-Motor EA189 gar nicht verbaut wurde.
Nach Informationen des Magazins „Der Spiegel“ streiten sich nun aber die Juristen des VW-Konzerns mit dem Bundesverkehrsministerium darüber, ob die Abschalteinrichtung als illegal einzustufen ist. Sollte dies der Fall sein, würde der Rückruf und Zulassungsstopp vom Bundesverkehrsministerium angeordnet. Das möchte Volkswagen offensichtlich verhindern.
Das ändert aber nichts daran, dass es einen Rückruf für den VW Touareg geben wird, um die Abschalteinrichtung zu beseitigen. „Die Frage ist nur, ob VW den Rückruf dann als freiwillige Aktion verkaufen kann oder ob sie angeordnet wird. Schon alleine, dass eine Abschalteinrichtung entdeckt wurde, trägt jedenfalls nicht dazu bei, dass VW Vertrauen bei seinen Kunden zurückgewinnen kann“, sagt Rechtsanwalt Lars Murken-Flato, HAHN Rechtsanwälte.
Da es nach wie vor nicht absehbar ist, welche Auswirkungen ein Software-Update auf den Motor hat, hält Rechtsanwalt Murken-Flato es nicht für empfehlenswert, das Update installieren zu lassen. Betroffene Touareg-Halter können aber ihre rechtlichen Möglichkeiten prüfen lassen. „Die Käufer haben einen Anspruch auf ein Auto ohne Mängel. Lassen sich diese nicht beheben, können sie vom Kaufvertrag zurücktreten“, erklärt Rechtsanwalt Murken-Flato. Ansprüche sollten dabei im Rahmen der zweijährigen Gewährleistungsfrist geltend gemacht werden. Sollten die Abgaswerte illegal manipuliert worden sein, kommen auch Ansprüche aus sittenwidriger Täuschung in Betracht.
Eine weitere Option, um sich vom VW Touareg aber auch anderen Fahrzeugen zu trennen, kann der Widerruf des Autokredits sein, wenn der Wagen über eine Autobank finanziert wurde und die Widerrufsinformationen der Bank fehlerhaft waren. Im Falle eines verbundenen Geschäfts wird durch den erfolgreichen Widerruf auch der Kaufvertrag rückabgewickelt.
„Diesel-Fahrer, die sich nicht wehren, müssen derzeit einen enormen Wertverlust bei ihren Fahrzeugen hinnehmen. Nur mit geeigneten rechtlichen Schritten lässt sich dieser Schaden wieder kompensieren“, so Rechtsanwalt Murken-Flato, der bereits zahlreiche vom Abgasskandal betroffene Mandanten vertritt.