Rund 22.000 Porsche Cayenne 3,0-Liter-V6-Diesel, davon etwa 6000 in Deutschland zugelassene Fahrzeuge, werden demnächst in die Werkstatt zurückgerufen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat diesen Rückruf angeordnet, da Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerungssoftware entdeckt wurden. Betroffen sind Fahrzeuge der Baujahre 2014 bis 2017. Zudem wurde ein Zulassungsverbot für die betroffenen Modelle erlassen. Grund für den durch das KBA angeordneten Rückruf ist der Verdacht, dass bei dem Porsche Geländewagen eine illegale Software eingesetzt wurde. Dadurch wäre es möglich, dass das Fahrzeug auf dem Prüfstand deutlich geringere Emissionswerte aufweist als auf der Straße. Porsche spricht in einem Schreiben an die Halter der betroffenen Geländewagen von „Unregelmäßigkeiten bei zugekauften Komponenten im Bereich der Motorsteuerung“, die bei internen Untersuchungen aufgefallen seien. „Unregelmäßigkeiten hört sich angesichts des Abgasskandals sehr beschönigend an. Es drängt sich wohl vielmehr der Verdacht auf, dass auch beim Porsche Cayenne Diesel bewusst bei den Abgaswerten getrickst wurde und der Käufer damit hinters Licht geführt wurde“, sagt Rechtsanwalt Lars Murken-Flato, HAHN Rechtsanwälte. Durch das Aufspielen eines Software-Updates soll die Sache nun wieder bereinigt werden. Wie Porsche erklärt, liege dem KBA das Update seit dem 11. September vor und nach der Genehmigung werde der Rückruf gestartet. Nähere Erläuterungen, welche Auswirkungen das Software-Update auf den Motor haben wird oder worin die „Unregelmäßigkeiten“ liegen, teilt Porsche in dem Schreiben an die Halter nicht mit. Allgemein herrscht aber große Verunsicherung, welche Auswirkungen so ein Software-Update mittelfristig auf Leistung, Lebendsauer oder Verbrauch eines Motors hat. Brisant für Porsche ist, dass der Rückruf durch das KBA angeordnet wurde, d.h. Porsche muss ihn durchführen. Die betroffenen Porsche-Halter bringt dies wiederum in ein anderes Dilemma. Denn wer das Update nicht aufspielen lässt, riskiert, dass er im Extremfall die Zulassung verliert. „Dennoch raten wir aufgrund der möglichen negativen Auswirkungen auf den Motor davon ab, das Update installieren zu lassen. Der Entzug der Zulassung ist eine Drohgebärde, die in diesem Zusammenhang aber noch nicht umgesetzt wurde“, erklärt Rechtsanwalt Murken-Flato. Für den erfahrenen Juristen, der bereits zahlreiche Mandanten im Abgasskandal vertritt, ist klar, dass durch den Rückruf die Verunsicherung der betroffenen Fahrzeug-Halter weiter steigen werden. Zumal Experten ernsthafte Zweifel haben, ob durch einfache Updates die zulässigen Grenzwerte eingehalten werden können. Wenn nicht, droht Diesel-Fahrzeugen immer noch ein Fahrverbot. Vom Wertverlust, den gebrauchte Diesel-Fahrzeuge derzeit generell erleiden, ganz zu schweigen. Betroffene Halter der Porsche Cayenne aber auch anderer Modelle können ihre rechtlichen Möglichkeiten prüfen lassen. Von der Minderung des Kaufpreises, dem Widerruf des Autokredits bis zur Rückabwicklung des Kaufvertrags gibt es verschiedene rechtliche Möglichkeiten, damit die Kunden nicht auf dem Schaden sitzenbleiben müssen, den die Autobauer angerichtet haben.